DAVID MERAN

THEY ASKED ME TO RUN - I SAID NO

Die Ausstellung verfolgt das Konzept einer fiktiven, musealen Schau. Hinter Glas werden Objekte penibel inszeniert und als Funde der Jetztzeit, aber aus dem Blickwinkel der Zukunft, beschrieben und rezipiert.
Die Ausgrabungen und Gipsabgüsse von
Alltags-und Kunstobjekten (u.a. von Luftpolsterfolie oder einer Wäscheleine) werden also einem zukunftsarchäologischen Blick unterzogen. Die Beschreibungstexte sind zentraler Bestandteil der Ausstellung und deuten auf die intellektuelle Täuschung und archäologischen Fakten und Fakes hin.

Ausstellungstext

In der Jungsteinzeit, fachsprachlich das Neolithikum genannt, manifestiert sich erstmals sesshaftes Leben in dorfähnlichen Strukturen. Häuser aus Wänden und Fenstern, aus einer 30.000 Jahre zurückliegenden Zeit bilden einen entscheidenden Schritt in der Menschheitsgeschichte. Sie trennen das Private vom Öffentlichen und suggerieren in einer Gesellschaftsform Eigentum, öffentliche Angelegenheit und Distanz.

So war es bereits der Medienphilosoph Vilém Flusser, der meinte Fenster seien „die höchste Errungenschaft der Sesshaftigkeit“. Diese phänomenologische Betrachtung der Architektur zeigt die ersten Grundpfeiler unserer heutigen Lebensweise. Wände hatten die Funktion, die drei Räume der Wirtschaft, der Politik und der Theorie zu trennen und den Verkehr zwischen diesen drei Daseinsbereichen zu regeln. Häuser bieten Schutz, Besitz und Platz für neue Objekte, wie Errungenschaften aus der Keramikproduktion.

Die Ausstellung „They asked me to run – I said no.“ präsentiert einen
exemplarischen archäologischen Nachweis von Funden rund um den Wiener Schwarzenbergplatz. Diese erstmals gezeigte Sammlung umfasst Alltagsgegenstände, Post-Internet Keramiken, Verpackungsmaterialien und vermutliche Kunstobjekte der Zukunfts-Archäologie. Symbolische Bedeutung wurde - wie bereits im Neolithikum - auf kulturelle Objekte übertragen. Die teils fragilen Exponate der Ausstellung eröffnen die flexible Strukturalität des Materials, befüllen, erweitern und beenden seine Räumlichkeit, machen das Schützende oder Sichernde selbst zu zerbrechlichen Gegenständen. Diese werfen auch gesellschaftliche und kulturelle Fragen auf: Wie schnell kann aus Schutz Unsicherheit werden? Wie sicher ist die Sicherheit? Was schützt das Schützende? Wann wird das Schützende zu etwas, was einengt, einfasst und unverrückbar ist?

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David Meran
Millergasse 20/4
1060 Wien